Gorillas will Betriebsrat verhindern?

Die Betriebsratswahl beim Lieferdienst Gorillas – Management vs. Mitarbeiter

Im Juni noch schien die Sonne über der Erfolgsgeschichte des Jahres, dem Lieferdienst Gorillas. Da hatten hunderte Millionen Investorengelder rund um das deutsche Startup einen Hype ausgelöst, der in der Gründerszene so selten vorkommt, dass man Unternehmen wie Gorillas ehrfürchtig auch als Einhorn bezeichnet. Doch dann zogen dunkle Wolken am rosaroten Himmel auf: die Mitarbeiter, die die Bestellungen auf ihren Rädern zu den Kunden bringen, streikten. Diese sogenannten „Rider“ sind klassische low-skilled workers, die auf dem Arbeitsmarkt nicht wählerisch sein dürfen. 

Und doch begannen Sie gegen heftigen Widerstand des Unternehmens die Gründung eines Betriebsrats voranzutreiben. Das Gorrilas Workers Collective griff offenbar furchtlos auch zu illegalen Mittel wie den „wilden Streiks“, um gegen harte Arbeitsbedingungen und angeblich ungerechtfertigte Kündigungen von Kollegen vorzugehen. Nach einigem hin und her versprach die Unternehmensleitung den Fahrern zuzuhören und eine Lösung zu finden.

Kampf um die Wahl eines Betriebsrates

In der Zwischenzeit versuchten die Fahrer, den Betriebsrat zu wählen, doch die Wahl verzögerte sich, weil die Unternehmensleitung die Arbeit des Wahlvorstandes (nach dessen Aussage) behinderte. So seien fehlerhafte Wählerlisten zugearbeitet worden, auch sei einem Mitglied des Wahlvorstands gekündigt worden. Dieser hatte an den vorhergehenden illegalen, weil ohne Gewerkschaft durchgeführten Streiks („wilden Streiks“) teilgenommen. Nach deutscher Rechtslage ein eindeutiger Kündigungsgrund, wobei das europäische Recht den Streik möglichweise doch rechtmäßig machen könnte. Mit der Folge, dass die Kündigung unwirksam wäre.
Jedenfalls steht fest: Aufgrund dieser und weiterer Umstände ist es bis November 2021 nicht zur Wahl eines Betriebsrates gekommen.

09.11.21, die Medien berichten: „Der Berliner Lieferdienst Gorillas geht gerichtlich gegen die Gründung eines Betriebsrates vor“!

Paukenschlag Anfang November. Beim Berliner Arbeitsgericht soll der sofortige Abbruch der nun für Ende November geplanten Wahl erwirkt werden, hieß es laut eines Berichts im Magazin Der Spiegel. Der Anwalt des Unternehmens verweise auf angebliche formale Fehler: Es sei nämlich unklar, in welchem Unternehmen der Betriebsrat gegründet werden solle.

Hintergrund dieser Argumentation: Im Oktober hatte Gorillas eine Umstrukturierung durchgeführt und die gesamte Logistik mit Lagerhäusern und den dazugehörigen Beschäftigten in die Gorillas Operations GmbH ausgegliedert, die Verwaltung heißt nun Gorillas Technologies GmbH – als aber die Betriebsratswahl im Sommer beschlossen und eingeleitet wurde, gab es nur ein Unternehmen. Das Management behauptet zwar nach wie vor, es sei „selbstverständlich, dass wir die Bildung eines Betriebsrates uneingeschränkt unterstützen“, man kann aber getrost davon ausgehen, dass das Unternehmen kreative juristische Spielräume nutzt um eine Betriebsratswahl zu erschweren oder gar zu verhindern. Ob diese Argumentation ganz stichhaltig ist, kann zweifelhaft sein, solange die beiden (neuen) Betriebe auch weiterhin (operativ) zusammengehören bzw. zusammen arbeiten.
Aber gut, rechtlich gesehen betreibt Gorillas das durchaus geschickt bzw. wasserdicht – vorläufig.

Schließlich erinnert die ganze Geschichte von der Aufteilung des Unternehmens in zwei GmbH sehr an die Smartphonebank N26, die mit einer solchen Aufteilung des Betriebs ebenfalls versucht hatten, die Gründung eines Betriebsrates zu verhindern.

Rechtlich gesehen bewegt sich das Gorillas Management (wahrscheinlich) trotzdem durchaus auf sicheren Pfaden. Man darf dennoch gespannt sein, ob diese juristischen Kreativleistungen zum erhofften Ergebnis führen. Bei der Smartphonebank N26 wurde nämlich die Wahl des ursprünglichen Betriebsrates verhindert, dafür wurden aber innerhalb kürzester Zeit zwei neue Betriebsräte gewählt, für jeden Betriebsteil einer.

Was ist also nun zu erwarten? Sieg für Gorillas oder für die Fahrer? Das steht noch nicht fest, aber eins ist jetzt schon klar: Das ganze entwickelt sich zu einem harten, langwierigen Kampf. Länger und Medienwirksamer vor allem, als dem Management lieb sein kann. Für das Unternehmen ganz klar ein PR-Desaster.

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